Science Fiction, Debatten, Spekulationen
Vom 18.10. bis 25.10.2024
Vor gut 200 Jahren entwickelte sich irgendwo in der Phantastik ein Genre, welches begann die Widersprüche bewegter Zeiten zwischen Revolution und Regression, zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Mensch und Technik, zwischen Aufklärung und Glauben sowie die Auswirkungen einer sich stark verändernden Produktionsweise, ästhetisch zu bearbeiten, in Form zu bringen und weiterzudenken. Heute hat sich daraus eine inhalts- und formstarke spekulative Kunst entfaltet, die die Fähigkeit besitzt, komplexe Themenlagen zu verhandeln, grundsätzliche Fragen zu bearbeiten, Welten zu denken und zu erschaffen – die Science Fiction. Mit einem kleinen Symposion/Festival wollen wir zum einem diesem Genre einen Raum bieten, der abseits der üblichen kulturindustriellen Vereinnahmungen, uns einen Einblick in diese spekulative Kunst schafft, uns aber auch auf aktuelle gesellschaftliche und theoretische Debatten einlassen, bei denen Fragen in Bezug auf Technik, Wissen, Fortschritt, Sozialismus, Plan und Co bewusst als Themen gesetzt werden. Das Zusammentreffen ist weder als Fachmesse noch Kostümball gedacht. Vielmehr laden wir in Zeiten, in denen der Einzelne oft überfordert den gesellschaftlichen Verhältnissen und technischen Entwicklungen ausgesetzt ist, ein, gemeinsam um das Themenfeld Wirklichkeit und Möglichkeit zu spekulieren. In der Planstelle lassen wir Debatte, Kunst und Theorie zusammenlaufen. Vergnügungen, Austausch und Begegnung werden dabei selbstverständlich mitbedacht. Kommt vorbei.
Eintritt frei oder gegen Spende. _ _ _ _
(Kapsel) Magazin Nr 6 Zhurong auf dem Mars Fantastische Geschichten aus China
mit: Regina Kanyu Wang, Lukas Dubro, Felix Meyer zu Venne, Brueder Selke (CEEYS) Lesung, Konzert, Gespräch
Seit 2017 arbeitet die Redaktion von Kapsel daran, unabhängige, zeitgenössische Science-Fiction-Literatur aus China für das deutschsprachige Publikum zugänglich zu machen. Ausgewählte Texte in Erstübersetzung, jeweils in Original und Übersetzung. Bestandteil einer jeden Ausgabe sind neben der Erzählung ein Interview mit der Autorin oder dem Autor, Illustrationen, Einführungstexte, Essays und Briefe an die Redaktion.
Gerade druckfrisch erschienen ist die Kapsel Ausgabe Nr. 6 und besucht die Planstelle zum Auftakt- mit einer (fast) klassischen Marsgeschichte. Wir machen uns im Kesselhaus bereit für eine besondere Präsentation der aktuellen Ausgabe. Zwischen chinesischen O-Tones, dem Live-Ambient der Brueder Selke, einer Lesung der deutschen Übersetzung und einem Gespräch mit der Autorin und der Kapsel-Crew entfalten wir die titelgebene Geschichte Zhurong auf dem Mars der Autorin Regina Kanyu Wang:
Eine künstliche Intelligenz auf der Suche nach sich selbst.
Die chinesische Science-Fiction-Autorin macht in dieser Geschichte den roten Planeten zum Schauplatz für ein Gedankenexperiment zwischen Wissenschaft und Mythologie: Die künstliche Intelligenz Zhurong, benannt nach dem chinesischen Gott des Feuers, wacht in der Marsstadt Magna Deserta über das Leben der Menschen. Doch als diesen gelingt, sich von ihren Körpern zu lösen und in Form eines Nebels das Universum zu erkunden, bleibt Zhurong alleine auf dem Mars zurück. Da sie sich nicht mehr um andere kümmern muss, hat sie nun viel Zeit und Rechenleistung für sich selbst – und die großen Fragen. Eine treibt sie besonders um: Wo hört künstliche Intelligenz auf und wo fängt das Leben an? Zhurong findet darauf eine erstaunliche Antwort.
Mit:
Regina Kanyu Wang (*1990 in Shanghai) ist eine der engagiertesten Vertreterinnen der chinesischen Science-Fiction: Sie schreibt, gibt Anthologien heraus, gründete ihren eigenen Fanclub, reiste um die Welt zu den größten Conventions und hat gerade ihre Doktorarbeit zu Frauen in der Science-Fiction eingereicht. Im vergangenen Jahr war sie für »Zhurong auf dem Mars« für den bedeutendsten Science-Fiction-Preis nominiert, den Hugo-Award. …(zugeschaltet) © Li Da
Felix Meyer zu Venne ist kurz nach der ersten Ausgabe zur Kapsel dazugekommen und hält seitdem nicht nur den Kontakt nach China, sondern sucht – inzwischen als Mitherausgeber – die Geschichten aus und übersetzt sie. In Berlin unterrichtet er Chinesisch und forscht an der HU Berlin zu chinesischem Theater. © Yanina Isla
Verena Gerjets ist eine vielseitige Künstlerin based in Hamburg die sich leichtfüßig zwischen Schauspiel und Performance, sowie Tanz, Stimme und Regie bewegt. Als Theaterschauspielerin arbeitete sie bereits mit René Pollesch für „ICH KANN NICHT MEHR“ und Ute Hannig für „Daseinsfetzen“ am Deutschen Schauspielhaus Hamburg zusammen, sowie mit Helena Bennett für „Hamletmaschine“ auf Kampnagel, Hamburg.
Ihre Arbeit als Sprecherin in verschiedenen Sprachen hat sie unter anderem von Hamburg (Kunstverein Harburger Bahnhof) nach Berlin (Kunsthaus Acud) und Paris (Cahier Central) geführt. Auf der Leinwand ist sie in diversen experimentellen Kunstfilmen, u.a. „The Frequency of a Certain Visibility“ von Marija Petrovic zu sehen, sowie in Kurzfilmen u.a. „TO SEE A WOMAN“ von Iliès Terki oder als Gast bei der Fernsehserie „Nord Nord Mord“. © Patrick Reinhardt
Brueder Selke (CEEYS) Das preisgekrönte, in Ost-Berlin geborene und in Potsdam lebende polyinstrumentale Komponisten-Duo mit Sebastian Selke am Violoncello und seinem Bruder Daniel Selke am Klavier erweitert kontinuierlich das Repertoire seiner beiden Hauptinstrumente und präsentiert als unabhängiger Kurator regelmäßig erlesene musikalische Treffen. In ihren Werken schaffen sie eine tiefgründig experimentelle, aber zugängliche Tonalität zwischen Avantgarde & Pop, die in intelligenter Weise dynamisch manipulierte und bearbeitete akustische & elektronische Elemente der klassischen Kammermusik, des Free Jazz, cineastischer Ambient- Flächen, abstrakter Noise- und gediegener Chill-Out-Klänge mit einbezieht. Schließlich sind es Begegnung & Austausch mit gleichgesinnten FreundInnen & renommierten KollegInnen, die sie zu eigenen Konzertformaten wie dem Q3Ambientfest inspirierten. © Roman Koblov
Ein Zusammentreffen von Libertalia e.V., Waschhaus Potsdam, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg e.V. und dem Urania Planetarium Potsdam