Planstelle #1 – Blicke ins Mögliche
Science Fiction, Debatten, Spekulationen
Vom 18.10. bis 25.10.2024
Vor gut 200 Jahren entwickelte sich irgendwo in der Phantastik ein Genre, welches begann die Widersprüche bewegter Zeiten zwischen Revolution und Regression, zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Mensch und Technik, zwischen Aufklärung und Glauben sowie die Auswirkungen einer sich stark verändernden Produktionsweise, ästhetisch zu bearbeiten, in Form zu bringen und weiterzudenken. Heute hat sich daraus eine inhalts- und formstarke spekulative Kunst entfaltet, die die Fähigkeit besitzt, komplexe Themenlagen zu verhandeln, grundsätzliche Fragen zu bearbeiten, Welten zu denken und zu erschaffen – die Science Fiction. Mit einem kleinen Symposion/Festival wollen wir zum einem diesem Genre einen Raum bieten, der abseits der üblichen kulturindustriellen Vereinnahmungen, uns einen Einblick in diese spekulative Kunst schafft, uns aber auch auf aktuelle gesellschaftliche und theoretische Debatten einlassen, bei denen Fragen in Bezug auf Technik, Wissen, Fortschritt, Sozialismus, Plan und Co bewusst als Themen gesetzt werden. Das Zusammentreffen ist weder als Fachmesse noch Kostümball gedacht. Vielmehr laden wir in Zeiten, in denen der Einzelne oft überfordert den gesellschaftlichen Verhältnissen und technischen Entwicklungen ausgesetzt ist, ein, gemeinsam um das Themenfeld Wirklichkeit und Möglichkeit zu spekulieren. In der Planstelle lassen wir Debatte, Kunst und Theorie zusammenlaufen. Vergnügungen, Austausch und Begegnung werden dabei selbstverständlich mitbedacht. Kommt vorbei.
Eintritt frei oder gegen Spende. _ _ _ _
Science Fiction in der Kuppel. Ein Beitrag des Planetariums zur Planstelle.
1. Der unmögliche Planet Philip K. Dick, Fulldome (18 Min.) von Tobias Wiethoff
Das Kurzprogramm „Der unmögliche Planet“ basiert auf der gleichnamigen Geschichte von Philip K. Dick aus dem Jahre 1953. Es erzählt die Suche einer in ferner Zukunft lebenden 350 Jahre alten Frau nach dem nur noch als Mythos bekannten Planeten Erde. In dem bereits in den Anfangsjahren des Fulldomemediums entstandenen Werk, wählt der Produzent Tobias Wiethoff einen ungewöhnlichen ästhetischen Ansatz zur visuellen Umsetzung des Dickschen Klassikers.
Der Bochumer Tobias Wiethoff ist ein erfahrener Autor und Produzent von Planetariumsprogrammen. Seine Produktionen, die von klassischen Astronomievorführungen über Unterhaltungsshows bis zu rein künstlerischen Werken reichen, sind seit rund 15 Jahren regelmäßig auf den Spielplänen vieler Sterntheater im In- und Ausland zu finden. Auch ist er Initiator des „DIVE – Festivals für immersiver Künste“ und anderer Projekte, die die kreative Bespielung von Planetarien zum Inhalt haben. © Micha Arndt
2. Apocalypse Later FYK, Kurzfilm in der Kuppel
Eine Chinesin, ein Ukrainer und ein Schweizer kommen in eine kleine Stadt in Ostdeutschland. Sie erkunden den Ort für den Bau eines Bunkers für die Zeit nach der Apokalypse. Doch schon bald müssen sie feststellen, dass die Apokalypse anders verläuft, als sie es sich vorgestellt haben.
Wir sind FYK, gegründet von drei Freunden in Berlin: Florian Rudolph (Schweiz), Yueqi Wu (China) und Kyrylo Alferiev (Ukraine). Flo studiert Regie an der Filmuniversität Babelsberg. Er hat ein weiches Herz für Spinnen und glaubt, dass er in seinem früheren Leben ein mittelalterliches Kindermädchen war. Kyrylo ist Student der Nationalen Universität für Theater, Film und Fernsehen in Kiew. Er liebt die Filme von Gaspar Noé und macht wirklich tolle Varenyky. Yueqi studiert keine Filme, sondern promoviert über Shakespeare in Stratford-upon-Avon, Großbritannien. Nach vier Jahren Studium in Berlin ist sie jetzt sehr gut darin, so zu tun, als würde sie Deutsch verstehen.
Unsere Freundschaft beginnt und überlebt durch einen Filmworkshop, den die Filmuniversität Babelsberg im Sommer 2023 organisiert hat. Als wir uns aufgrund eines aus dem Hut gezogenen Namen zusammenfanden, hatten wir überraschenderweise einen ähnlich bizarren Humor. Man sagt, Regisseure seien Einzelgänger, aber uns scheint es gut zu gehen. Wir hatten viel zu lachen und unzählige Mückenstiche während des 5-tägigen Sommercamps. Wir wünschen Euch, dass ihr beim Ansehen dieses Films genauso viel Spaß habt wie wir beim Drehen.
Statement: Der Kurzfilm wurde in zwei Tagen mit sehr begrenzten Mitteln in einer kleinen deutschen Stadt gedreht, die wir zum ersten Mal besuchten. Wir haben versucht, die Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation zu verwischen. Alle Interviewpartner im Film sind echte Einwohner dieser Stadt. Ihre Interviews sind das erste und einzige Mal, dass wir sie getroffen haben. Mit dem vorgegebenen Thema „Zuversicht“ haben wir beschlossen, einen Film über die Apokalypse zu drehen. Keine Generation junger Menschen ist so besessen von dem Apokalypse-Narrativ wie wir. Wir haben unsere Verwirrung, unser Misstrauen und unsere Ohnmacht gegenüber dieser Welt genommen und sie alle in die Katharsis der Apokalypse gesteckt.
Die Veranstaltungen finden im URANIA-Planetarium Potsdam statt! (Gutenbergstraße 71/72, 14467 Potsdam)
Ein Zusammentreffen von Libertalia e.V., Waschhaus Potsdam, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg e.V. und dem Urania Planetarium Potsdam