Offenes Studio: A Hard Garment
Nate Yaffe ist Artists in residence in der fabrik Potsdam vom 04. August bis 12. Oktober 2025 im Rahmen des Residenzprogramms Studio Québec. In einem Offenen Studio präsentiert er erste Ergebnisse seines neuen Projekts A Hard Garment.
A Hard Garment ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen dem Choreografen Nate Yaffe und dem experimentellen Musiker Ben Grossman. In einer zweimonatigen Residenz in Potsdam erforschen sie jüdische Rituale, Musik und das Prinzip der Doykeit, um eine spekulative, queere jüdische Zukunft zu imaginieren. Ausgangspunkt ist eine performative Archäologie: persönliche, kulturelle und rituelle Relikte werden durch Tanz, Musik und selbstgeformte Tonobjekte zerlegt und neu zusammengesetzt. Yaffes Methode der „Un-Selbstkorrektur“ (Un-self-correction) betont körperliche Impulse und queere Widerständigkeit gegen lineares Denken. Die Verbindung von Kabbala, Improvisation und jüdischer Geschichte soll neue Perspektiven für Identität, Erinnerung und Gemeinschaft eröffnen. Das Projekt bringt traditionelle Praxis mit zeitgenössischer Performance in Berührung und fragt: Wie können wir bleiben – inmitten von Bruch und Wandel?
Studio Québec ist ein Residenz-Programm für den künstlerischen Austausch auf dem Gebiet der Choreografie zwischen Deutschland und Québec. Kanadische und deutsche Künstler:innen werden jedes Jahr eingeladen, eine Residenzzeit von mehreren Wochen im jeweils anderen Land zu verbringen. Studio Québec ist eine Kooperation von fabrik Potsdam, Conseil des Arts et des Lettres du Québec und dem Goethe-Institut Montréal mit Unterstützung des Landes Brandenburg und der Landeshauptstadt Potsdam.
Nate Yaffe ist ein in Montréal ansässiger experimenteller Tanz-, Theater- und Videokünstler, dessen Praxis darauf abzielt, den selbstzensierten Körper zu entkorrigieren. Sein Tanzfilm the_johnsons 00:11:56, eine Auseinandersetzung mit Privatsphäre und Überwachungskultur, wurde beim Cinedans Festival in Amsterdam sowie auf Filmfestivals in ganz Kanada gezeigt. Die dazugehörige interaktive Video-Tanz-Installation the_johnsons 00:21:51 wurde 2015–16 in Montréal in der Darling Foundry, im Eastern Bloc und im Monument-National präsentiert. Seine jüngste Bühnenarbeit Dunno wat u kno (2017) bewegt sich an der Schnittstelle zwischen dem empfindsamen Körper und unseren virtuell gelebten Erfahrungen. Als Performer arbeitet Nate regelmäßig mit den Montréaler Choreograf*innen Katie Ward, Dorian Nuskind-Oder und Audrée Juteau zusammen. Für seine Rolle in Molly Maxners Stück Occupied Territories (2015), die er 2017 auch in der Off-Broadway-Produktion erneut spielte, wurde er für den Helen Hayes Award als Bester Nebendarsteller nominiert. Er ist außerdem Initiator und Kurator der Residenzreihe This is actively built, die Künstler*innen aus der queeren Community in einem gemeinsamen Raum für Zusammenarbeit und Austausch zusammenbringt.