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Gebäude

Zichorienmühle
Reithallen des Garde-Husaren-Regiments
Pferdeställe
Schirrhof
Garde-Husaren-Kaserne
Offizze
Waschhaus
Offiziersspeiseanstalt
Kammergebäude („Rote Villa")
Koksseparator
Maschinenhalle
Theaterhaus am Tiefen See

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Zichorienmühle

Die erste neuzeitliche gewerbliche Nutzung der Schiffbauergasse ist seit dem Jahr 1779 mit der Zichorienmühle dokumentiert. Die sogenannte  „Knochenhauer´sche Zichorien-Fabrique“ ist die letzte erhaltene Mühle in der Berliner Vorstadt: Hier wurde aus den Wurzeln der „Blauen Wegwarte” (Zichorie) Kaffeeersatz, sogenannter Mocca-Faux, produziert. Friedrich der Große hatte bereits 1766 die Steuer für importierte Luxusprodukte wie Wein, Likör und Kaffee erhöht und erließ 1781 ein staatliches Kaffeemonopol. Der Kaffeekonsum der Bevölkerung hatte zuvor stark zugenommen und widersprach der merkantilen preußischen Wirtschaftspolitik, die darauf aus war, möglichst wenig Konsumgüter zu importieren und so das Geld im eigenen Land zu halten. Die einheimische Zichorie, die zudem als gesünder galt, sollte zum Ersatz für die importierte Kaffeebohne werden.

Doch das Getränk kam schnell aus der Mode und so wurde der Betrieb der Mühle bereits 1813 eingestellt. Im Jahr 1859 wurde die Mühle, in der mittlerweile eine Dachpappenfabrik untergebracht war, im Auftrag von Friedrich Wilhelm IV. vom Schinkelschüler Ludwig Ferdinand Hesse mit einem Zinnenkranz versehen. Damit entstand ein würdiges Gegenstück zu dem auf der anderen Havelseite liegenden, auch mit einem Zinnenkranz versehenen Flatowturm, der etwa zeitgleich erbaut wurde. Diese Elemente wurden auf zahlreichen Industriebauten, Kasernen und Wohnhäusern Potsdams verwendet und gehören zur Potsdamer Stadtsilhouette.

Der Dachpappenfabrikant Biermann baute dann ein Jahr später, 1860, an den Mühlenturm ein Wohnhaus mit Rundbogenfenstern, Staffelgiebel und Bohlenbinderdach. Die erste Etage des Mühlenturms wurde zum Salon ausgebaut und erhielt ein Erkerfenster mit umlaufendem Balkon – ein schönes Beispiel einer romantischen Fabrikantenvilla.

Seit der Übernahme des Gebäudes durch die städtische Gasanstalt um 1908 diente es deren Angestellten als Turmwohnhaus. Nach 1945 wurde aus der Gasanstalt, welche inzwischen einen großen Teil des Geländes der Schiffbauergasse umfasste, ein Energiekombinat, das 1990 aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen wurde. Nach  einer aufwendigen denkmalgerechten Sanierung befindet sich in der ehemaligen Zichorienmühle seit 2006 das italienische Restaurant „Ristorante Il Teatro“. Von der Terrasse aus können die Gäste den Blick auf den Tiefen See und den Babelsberger Park genießen.

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Reithallen des Garde-Husaren-Regiments

Auf dem heutigen Gelände der Schiffbauergasse befanden sich ursprünglich vier denkmalgeschützte Reithallen des Garde-Husaren-Regiments. Das Regiment war ein Kavallerieverband der preußischen Armee, der 1815 gegründet wurde und bis 1919 bestand. Dazu wurden vier Eskadrone (kleinste taktische Einheit der Kavallerie) aus anderen Kavallerie-Regimentern abgezogen und neu zusammengestellt. Im Jahr 1823 wurde das preußische Garde-Husaren-Regiment von Berlin nach Potsdam verlegt und vorerst in den alten friderizianischen Kasernen in der Tuchmacherstraße, der heutigen Charlottenstraße, untergebracht. Baumeister Carl Hampel, Direktor der preußischen Militärbauverwaltung, legte in planerischer Zusammenarbeit mit Karl Friedrich Schinkel ab 1822 Stallungen und zwei Reitplätze für das Regiment auf dem Gelände der Schiffbauergasse an – zum Teil im heutigen Auffahrtsbereich zur Humboldtbrücke. Dazu zählte auch die „Schinkelhalle", die als erster überdachter Reitplatz der Garnison diente. Innerhalb eines Jahrhunderts folgte in der Schiffbauergasse der Bau von drei weiteren Reithallen, Pferdeställen und Funktionsgebäuden bis hin zu Kühlräumen für die Pferde. Der Bau der Garde-Husaren-Kaserne erfolgte 1839 auf Wunsch von König Friedrich Wilhelm III. Am 19. Juni 1888 übernahm Kaiser Wilhelm II. die Leitung des Regiments, welches daraufhin in „Leib-Garde-Husaren-Regiment“ umbenannt wurde. 

Die Schinkelhalle ist eine ehemalige Reithalle, die im Jahr 1823 gebaut wurde und in der Schiffbauergasse zu den ältesten und geschichtsträchtigsten Gebäuden gehört. Die Halle war Teil einer H-förmigen Reitstallanlage und diente als erster überdachter Reitplatz des preußischen Garde-Husaren-Regiments. Sie wurde nach den Plänen von Karl Friedrich Schinkel durch Carl Hampel errichtet, der kurz zuvor als Baubeamter in das Kriegsministerium berufen wurde und ab 1827 der neu geschaffenen preußischen Militärbauverwaltung vorstand.

Das Gebäude, welches deutlich durch den von Schinkel zu dieser Zeit propagierten hellenistischen Klassizismus geprägt ist, hat eine Länge von 40 Metern und eine Breite von 18,2 Metern. Die Halle ist mit einem offenen Dachstuhlhängewerk aus massiven Kieferbalken ausgestattet, um den Einbau von Mittelstützen zu vermeiden, der für eine Reitbahn hinderlich gewesen wäre. Die Anlage um die Schinkelhalle wurde mehrfach umgebaut und erweitert und umfasste neben dem heutigen „Schirrhof" zwei weitere große Reitplätze. Der zur Straße gerichtete Reitplatz war für jedermann einsehbar und nur durch ein großes schmiedeeisernes Gitter und Pfeiler mit gusseisernen Adlern von Christian Daniel Rauch von der Straße getrennt – der Volksmund sprach vom „Reittheater", in dem die Kavallerie auftrat.

Im Jahr 1945 besetzte die Rote Armee die Schiffbauergasse und übergab weite Teile des Areals noch im selben Jahr an die NVA (Nationale Volksarmee), blieb aber bis 1994 mit einem Funk- und Logistikbataillon in der Schinkelhalle, den Reitställen und einem Teil der Husarenkaserne.

Heute steht nur noch eine Zeile dieser Reitställe, der Rest musste 1976 dem Bau der Humboldtbrücke weichen. Die Schinkelhalle befand sich zu dieser Zeit in einem desolaten Zustand und wurde im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen als herausragendes Einzeldenkmal restauriert und ausgebaut und steht inzwischen unter Denkmalschutz. Sie dient heute als atmosphärische Veranstaltungshalle für verschiedenste kulturelle und gewerbliche Zwecke.

Die heutige Waschhaus Arena wurde 1889 erbaut und gehört zum Waschhaus. Sie ist auch als „Reithalle 3“ oder „Russenhalle” bekannt. Grund für die unterschiedlichen Bezeichnungen ist ihre bewegte Geschichte: Der Bau der „Reithalle 3“ wurde 1889 gegenüber der Schinkelhalle errichtet und bildete einen Teil des Reithallen-Ensembles rund um den Schirrhof. Die militärische Nutzung der Halle umspannte die Zeit des Deutschen Kaiserreichs bis zum Abzug der sowjetischen Truppen 1994 – wenn auch mit Fahrzeugen anstelle von Pferden. Der in dieser Zeit entstandene Name „Russenhalle“ blieb den meisten Potsdamer*innen im Gedächtnis. Heute finden in der Waschhaus Arena vor allem Großveranstaltungen wie Konzerte, Partys, Lesungen und vieles mehr statt.

Das Hans Otto Theater verfügt neben dem modernen Hauptgebäude direkt am Tiefen See auch über zwei kleinere Spielstätten, deren Gebäude (Reithalle A und B) eng mit der preußischen Militärgeschichte verbunden sind. Auf dem heutigen Gelände der Schiffbauergasse befanden sich ursprünglich vier denkmalgeschützte Reithallen. Die Reithalle IV, heute als Reithalle A bezeichnet, wurde anlässlich der Heeresverstärkung 1915 als vierte Reithalle des preußischen Garde-Husaren-Regiments nach Plänen des Architekten Robert Klingelhöffer, Königlicher Baurat im Heeres-Bauamt II, erbaut. Gestalterisch der neoklassizistischen Bauweise der Schinkelhalle verpflichtet, überspannen große, freitragende Stahlbinder die Breite von 26,5 Metern. Nach der Nutzung von deutschem Heer, Reichswehr und Wehrmacht übernahmen die NVA und ein Funk- und Logistikbataillon des Sowjetischen Geheimdienstes KGB die ehemaligen Reithallen und nutzten die Reithalle A bis zur Wende als Sporthalle. Seit 1998 befindet sich hier das Kinder- und Jugendtheater des Hans Otto Theaters. In den Jahren 2004/05 wurde das Gebäude denkmalgerecht saniert und ist heute ein moderner Theaterbau. Der damals hochmoderne „Kühlstall“, der zur langsamen Abkühlung vom Training erhitzter Pferde diente, wird heute als Foyer genutzt. In der Reithalle B sind heute die Probebühnen des Hans Otto Theaters untergebracht.

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Pferdeställe

Die vier erhaltenen Pferdeställe in der Schiffbauergasse wurden ursprünglich als Teil der H-förmig angelegten Reitstallanlage des preußischen Garde-Husaren-Regiments errichtet, die über eine interne Verbindung an die Schinkelhalle angeschlossen waren, damit das Reittraining bei jedem Wetter möglich war. Bis heute lässt sich an zahlreichen erhaltenen Details in den ehemaligen Ställen die Funktion der denkmalgeschützten Gebäude ablesen, wie z. B. an den Pferdetränken. Ein Großteil der Reitstallanlage wurde 1975 zugunsten der Humboldtbrücke abgerissen und die erhaltenen Gebäude wurden bis zu Beginn der 1990er Jahre militärisch genutzt.

Der Pferdestall Nord/Ost 1 wurde 1889 errichtet. Dieser ehemalige Stall grenzt direkt an den Schirrhof, wo die Pferde und Wagen angeschirrt wurden. Nach einer umfangreichen Sanierung und einer Ergänzung durch einen Anbau präsentiert das museum FLUXUS+ in den geschaffenen Ausstellungsräumen seit 2008 Kunstwerke deutscher und internationaler Protagonist*innen der Fluxus-Bewegung.

Der Pferdestall Süd 1 wurde 1822 errichtet und ist seit 2004 die Spielstätte des T-Werk e.V. Potsdam, ein internationales Zentrum für Theater und Theaterpädagogik mit vielseitigen, jährlich wiederkehrenden Festivalformaten sowie Eigen- und Gastproduktionen aus ganz Europa.

Aus der Innenstadt kommend, treffen Besucher*innen des Internationalen Kunst- und Kulturquartiers Schiffbauergasse zunächst auf den ehemaligen Pferdestall Süd 2, der im Jahr 1822 gebaut wurde. Die Sanierung schaffte die Voraussetzungen für unterschiedliche Nutzungen. So wird das Gebäude heute von der Bio Company und dem Verband der Musik- und Kunstschulen Brandenburg e.V. genutzt.

Im ehemaligen Pferdestall Ost 2 ist heute ein Ort für unterschiedlichste Nutzungen entstanden. Angrenzend an das museum FLUXUS+ befindet sich das Studiohaus – ein gemeinsames Tanzstudio der fabrik Potsdam und der Oxymoron Dance Company des Waschhaus Potsdam. Der ehemalige Reitstall bietet auf zwei Etagen und in vier großen Tanzstudios Raum für Tanz, Bewegung und künstlerische Produktion. Hier werden neue Stücke entwickelt, Choreographien geprobt und Workshops von international renommierten Künstler*innen durchgeführt. Im gleichen Gebäuderiegel sind außerdem die Trollwerk Production GbR, die SBG Veranstaltungsservice GmbH sowie das Frauenzentrum Potsdam untergebracht.

Ein Teil des sanierten Reithallenensembles am Schirrhof ist auch das sogenannte Quergebäude, das sich in direkter Verlängerung zur Schinkelhalle befindet. Das ursprüngliche Satteldach existierte bereits vor der Sanierung nicht mehr. Im Zuge des Umbaus wurde alternativ ein neues Kehlbalkendach mit stehendem Stuhl errichtet. Die neue Kronendeckung erfolgte mit sogenannten Biberschwänzen (Dachziegeln) nach historischem Vorbild. Und große Toröffnungen wurden zugunsten der Rekonstruktion alter Öffnungen zurückgebaut. Das Gebäude beherbergt heute den von der Waschhaus Potsdam gGmbH betriebenen Kunstraum Potsdam, der zeitgenössische Kunst lokaler und internationaler Künstler*innen präsentiert.

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Schirrhof

Der Schirrhof des Garde-Husaren-Regiments wird seit 1822 von der Schinkelhalle mit Quergebäude (Kunstraum), den Pferdeställen Nord (museum FLUXUS+), Ost 1 (museum FLUXUS+), Süd 1 (T-Werk) sowie ab 1886 der Reithalle 3 (Waschhaus Arena) umfasst. Ursprünglich waren südwestlich zwei weitere große Reitplätze vorhanden, von diesem Ensemble ist heute allerdings nur noch der Schirrhof erhalten. Etymologisch leitet sich der Name des Hofs vom Geschirr für Zugtiere ab, die auf diesem Platz angespannt wurden.

Der Schirrhof wurde bis 1919 von dem Garde-Husaren-Regiment genutzt und ging im gleichen Jahr an die Reichswehr über. Von 1934 bis 1945 nutzte die Wehrmacht den Hof. Ab 1945 betrieb die NVA ein Funk- und Logistikbataillon des Sowjetischen Geheimdienstes KGB auf dem Schirrhof und nutzte diesen als Tankstelle und Werkstatt. Heute dient der Hof, der von 2005 bis 2008 saniert wurde, als verbindendes Element zwischen den anliegenden Häusern und wird oftmals für Veranstaltungen unter freiem Himmel genutzt. Mit den Schirrhofnächten präsentiert das T-Werk z. B. seit 2014 jeweils in den letzten zwei Wochen der Sommerferien Open-Air-Theater auf dem Schirrhof – begleitet von Konzerten, Performances und Filmaufführungen.

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Garde-Husaren-Kaserne

Der Bau der Garde-Husaren-Kaserne neben den Reitplätzen erfolgte 1839 auf Wunsch von König Friedrich Wilhelm III. und dem Architekten Carl Hampel. Sie wollten mit dem Bau eine neue Art der Regimentsunterbringung etablieren: Das Gebäude beherbergte fast die komplette, 600 Mann starke Kompanie. Im Offizierswohnhaus gab es auch ein paar Wohnungen für verheiratete Soldaten.

Der Entwurf von Carl Hampel, den Schinkel noch mit einigen gestalterischen Korrekturen versahen, kam ab April 1839 zur Ausführung. Diese erste moderne preußische Kaserne diente als Muster für die weiteren Bauten zur Modernisierung der Armee. Unmittelbar nach seiner Thronbesteigung nahm Friedrich Wilhelm IV. weiteren gestalterischen Einfluss auf das Bauwerk, indem er es mit einem Zinnenkranz analog zur Zichorienmühle nach Plänen des Hofarchitekten Ludwig Persius bekrönen ließ. 1842 konnte die 136 Meter lange Kaserne, die mit Öfen für eine Luftheizung ausgestattet war, an das Garde-Husaren-Regiment übergeben werden. Hinzu kamen zwei Nebengebäude, ein Waschhaus und ein Abtrittgebäude. Bald folgten weitere Stallanlagen und Reithallen.

Diese militärische Architektur des 19. Jahrhunderts prägt das Areal der Schiffbauergasse bis heute. Nach der Auflösung des Leib-Garde-Husaren-Regiments im Jahr 1919 (infolge des Versailler Friedensvertrags) nutzten zunächst noch Reiter der Reichswehr, dann Panzersoldaten der Wehrmacht und ab 1945 sowjetische Truppen die Gebäude der Garde-Husaren-Kaserne.

Der rechte Flügel der Kaserne und Teile der Stallanlagen dienten noch bis 1994 militärischen Einheiten des sowjetischen Geheimdienstes KGB: als Unterkunft eines Funk- und Logistikbataillons sowie als Tankstelle, Garagen und Reparaturwerkstätten des Fuhrparks. Heute wird das Gebäude von der Bundespolizei genutzt.

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Offizze

Das 1840 nach Plänen des Baumeisters Carl Hampel errichtete Gebäude, welches als „Offizze” bekannt ist und auch noch heute offiziell so genannt wird, diente ursprünglich als Wäscherei für das preußische Husarenregiment. Im Jahr 1880/82 wurde die sogenannte „Königliche Garnisonswaschanstalt“ (Waschhaus) gebaut und löste damit das Offizze ab. In diesem Zuge wurde das Offizze im Jahr 1882 zum Inspektorenhaus umfunktioniert, wofür die Grundfläche verdoppelt wurde.

Das Gebäude ist mit seiner massiven, aber im Detail dekorativen Architektur aus gelbroten Backsteinen und dem Kreuzgewölbe im ehemaligen Waschraum im Erdgeschoss ein Relikt der preußischen Industriekultur der Gründerzeit am Standort. Heute ist die erste Etage des Gebäudes an die Social Impact gGmbH und rwmd Mediendesign vermietet. Im Erdgeschoss befindet sich das Kultur- und Standortmanagement des Internationalen Kunst- und Kulturquartiers Schiffbauergasse.

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Waschhaus

Die heute als „Waschhaus” bekannte ehemalige Königliche Garnisons-Dampfwaschanstalt wurde nach Plänen von Baurat Bernhardt und dem preußischen Garnison-Bauinspektor Bohm 1880/82 erbaut. Hier wurde dieWäsche der Soldaten und Offiziere der Kaserne des preußischen Garde-Husaren-Regiments und weiterer Kasernen in Potsdam gereinigt. Der Schornstein am Waschhaus diente den großen Dampfkesseln und ist noch heute von Weitem zu erkennen. Auch nach 1945, bis zum Jahr 1988, als ein Brand die Anlagen außer Betrieb setzte, wurde das Gebäude als Großwäscherei betrieben, zuletzt vom „VEB Rewatex". Danach stand das Gebäude leer und wurde erst 1992 wurde es im Zuge einer Hausbesetzung durch Künstler*innen entkernt und später für den Veranstaltungsbetrieb professionell saniert und ausgestattet. Das Waschhaus ist heute ein bedeutendes freies Kulturzentrum, welches seit Anfang der 1990er Jahre die Musik-, Kunst- und Kulturszene Potsdams und weit darüber hinaus tiefgreifend prägt und seit 1993 von der Waschhaus Potsdam gGmbH betrieben wird.

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Offiziersspeiseanstalt

Die Sprösslinge etlicher Fürstenhäuser dienten im Garde-Husaren-Regiment – und so hielten es die betuchten Eltern für angebracht, der Leibgarde des deutschen Kaisers eine repräsentative Kantine zu spendieren: Im „Dreikaiserjahr" 1888 wurde die imposante Offiziersspeiseanstalt feierlich eingeweiht. Das Gebäude bot den hochrangigen Offizieren des Leib-Garde-Husaren-Regiments repräsentative Räume auch für Feiern aller Art – an denen der frühere Regimentskommandeur, mittlerweile als Kaiser Wilhelm II., häufig und gern teilnahm. Es wird gemunkelt, dass dort neben gesellschaftlichen Veranstaltungen wie Bällen auch weniger sittsame Gelage stattfanden. Der Entwurf für den neogotischen Backsteinbau stammte vom Intendantur- und Baurat Schönhals und wurde ausgeführt vom Generalbauinspektor Pieper. Im Inneren war das Gebäude reich verziert mit Sandsteinkaminen, Kassettendecken, Fresken, Holzvertäfelungen, Intarsienarbeiten und bleiverglasten Fenstern. Zu Zeiten der DDR hatte das Fechtsportzentrum der Nationalen Volksarmee hier seinen Sitz, zwischen 1963 und 1974 war es Kulturhaus der NVA. Im großen Saal fanden Konzerte, Lesungen und Tanzveranstaltungen statt. Auch die Gaswerker der nebenan produzierenden Gasanstalt besuchten die öffentliche Gaststätte im Erdgeschoss. Im Jahr 1992, damals hatte das Bundesvermögensamt seinen Sitz im Haus, wurde es vermutlich durch Brandstiftung zerstört. Nach dem Wiederaufbau dient es heute als Kindertagesstätte.

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Kammergebäude („Rote Villa")

Das Kammergebäude, besser bekannt als „Rote Villa“ oder „Husarenvilla“, wurde 1905 als Kleiderkammer für Uniformen des preußischen Garde-Husaren-Regiments errichtet. Im Rahmen eines bundesweiten Bewerbungsverfahrens wurde das Gebäude von der Bundesregierung als Sitz der Bundesstiftung Baukultur ausgewählt. Die Bundesstiftung Baukultur tritt seit 2006 als unabhängige Einrichtung für eine qualitätsvoll gebaute Umwelt ein. Seit 2011 hat sie ihren Sitz im ehemaligen Kammergebäude im Internationalen Kunst- und Kulturquartier Schiffbauergasse. Durch den vorbildhaften Umgang mit dem Bestand und der gelungenen Verbindung von Alt und Neu im Zuge der Renovierung des Gebäudes ist der Stiftungssitz selbst ein Beispiel für qualitätsvolle Baukultur.

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Koksseparator

Die Gasanstalt auf dem Gelände der Schiffbauergasse wurde im Jahr 1856 als „Freundsche Gasanlage“ gegründet und nahm am ehemaligen Kai der Schiffswerft ihren Betrieb auf. Die Gaserzeugung betrug im ersten Jahr 110.000 Kubikmeter für die 386 neu errichteten Gaslaternen der Stadt Potsdam. 1866 übernahm die Deutsche Continental-Gasgesellschaft das Werk, schließlich kaufte die Stadt Potsdam 1916 die gesamte Anlage zu einem Preis von 3.804.287,89 Reichsmark. Die Gasanstalt versorgte die Stadt über 140 Jahre hinweg mit Gas, Koks und Teer.

Das Werk expandierte stetig. Parallel zum Bau der Maschinenhalle entstand nach Plänen von Karl Gottfried Pust in der Zeit zwischen 1953 und 1955 der in neoklassizistischen Formen erbaute Koksseparator am Ufer des Tiefen Sees. Hier wurde das aus den Heißdestillationsöfen des Gaswerks kommende, oft noch glühende Koks abgelöscht, mit einem Schrägaufzug hochtransportiert und durch eine Brech- und Schüttelsiebanlage nach Größe und Qualität sortiert oder separiert. Dort wo sich heute die drei Durchfahrten zum Hans Otto Theater befinden, konnten damals die verschiedenen Koksgrößen „Brech 1, Brech 2, Brech 3" aus den Silos in Lastwagen oder zum Transport mit dem Lastkahn abgefüllt werden. Zu weiteren Nebenprodukten der Gaserzeugung gehörten Rohteer, Naphthalin, Ammoniak, Salmiakgeist und Benzol, die ihre Verwendung in der Industrie fanden.

Zusammen mit der Maschinenhalle ist die Koksseparation eines der wenigen noch erhaltenen Gebäude der 1990 als VEB Energiekombinat geschlossenen Gasanlage. Nach der Wende war der Boden stark kontaminiert. Der Rückbau des Gaswerks und die Schadstoffsanierung begann 2001, die Entkernung und der Umbau des historisch bedeutungsvollen Industriebaus erfolgte dann 2002/03. Seither wird die Koksseparation von Oracle Deutschland, einem der weltweit größten Entwickler von Unternehmenssoftware, als modernes Bürogebäude genutzt.

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Maschinenhalle

1956 wurde eine Maschinenhalle für die Betriebsschlosserei der Gasanstalt gebaut (heute von der fabrik Potsdam e.V. betrieben). Die Gasanstalt des Berliner Unternehmers Julius Conrad Freund nahm bereits 1856 den Betrieb auf, in der Halle wurden unter anderem Gasventile und Rohrstutzen produziert. Die filigranen, neoklassizistischen Formen verdankt das Gebäude seinem Baumeister Karl Gottfried Pust, der zur gleichen Zeit den Koksseparator in der Schiffbauergasse errichtete.

Die Maschinenhalle wurde auf dem vergrößerten Gelände der Schiffbauergasse errichtet, welches durch Aufschüttungen (1949 bis 1950) nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden war. Der Bauschutt stammte von der Enttrümmerung Potsdams und wurde vom Ufer der Türkstraße bis zum Papenhorn verteilt, was zu einer Vergrößerung der Schiffbauergasse um ca. 10.000 m² führte. Nach der späteren Umwandlung der Gasanstalt in ein VEB Energiekombinat wurde bis zum Betriebsschluss 1990 an diesem Industriestandort Gas, Koks und Teer für die Stadt Potsdam produziert. Seit 1998 beherbergt die ehemalige Maschinenhalle die fabrik Potsdam, das Internationale Zentrum für Tanz und Bewegungskunst.

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Theaterhaus am Tiefen See

Die Hauptspielstätte des Hans Otto Theaters im Internationalen Kunst- und Kulturquartier Schiffbauergasse wurde 2006 eröffnet. Das Haus war der erste Theaterneubau in Potsdam nach 211 Jahren und besitzt eine Kapazität von maximal 485 Plätzen. Das Hans Otto Theater ist das Theater der Landeshauptstadt Potsdam. Neben der großen Hauptspielstätte gehören die nahegelegene Reithalle mit 162 Plätzen, die kleinere Bühne Reithalle Box sowie die Open-Air-Sommerbühne am Tiefen See zum Theater.

Das fünfgeschossige, markante Hauptgebäude wurde vom Kölner Architekten und Pritzker-Preisträger Gottfried Böhm entworfen, der den 1992 ausgeschriebenen internationalen Architekturwettbewerb gewann. Seine Besonderheit besteht in der sich zur Wasserseite öffnenden, dreifachen muschelartigen Überdachung von Zuschauer*innen- und Foyerbereich. Das Foyer bietet mit seiner verglasten Front einen traumhaften Blick über den Tiefen See bis zum Babelsberger Park. Die oberen beiden geschwungenen Dächer ermöglichen einen räumlich reizvollen Theatersaal, in den je nach Veranstaltung und Bedarf Tageslicht geführt werden kann.